21. November 2024

Ich sehe was, was du nicht siehst

Projekte 2022 > Ich sehe was, was du nicht siehst

Ein Leben in der Blase, von Vorurteilen und einfachen Lösungen geprägt, führt immer zu Extremen. Wenn das Problem eigentlich nur eine falsche Diagnose ist und die Therapie erst zum Problem führt, entsteht ein Teufelskreis. Verschwörungsmythen, Fake News und Abwertung sind damit Ursache und Folge zugleich und dies in einer digitalen Welt, wo vor allem die Lautstärke, Aufmerksamkeit und der möglichst größte Traffic zählen. Fehlgeleitete (politische) Bildung ist somit der Grund für das „Leben in der Blase“, für „Scheuklappen“ und Isolierung, die dann letztlich in Extremismus umschlagen kann. Schnell greifen Radikalisierungsspiralen, die zu Antisemitismus, Islamophobie, Fremdenfeindlichkeit und Rassismus führen können. Und dass solchen Gedanken und Worten auch sehr schnell Taten folgen, zeigten uns entsetzliche Ereignisse wie die Anschläge auf Shisha-Bars in Hanau Februar 2020, der Anschlag auf die Synagoge und einen Kebab-Imbiss in Halle Oktober 2019, der Mord am Kasseler Regierungspräsidenten Walter Lübcke Juni 2019, die Mordserie des NSU, etliche Anschläge auf Flüchtlingsunterkünfte, islamistisch motivierte Amokläufe etc., die uns immer wieder schockieren und sprachlos zu machen drohen.
Hier gilt es enorm aufmerksam und kommunikativ zu sein um sehr früh Tendenzen erkennen und unterbinden zu können. Dies kann die Kunst auf unmittelbarer Weise leisten und die Auseinandersetzung und den Dialog auf eine andere Ebene heben.
Mit einem Projekt zu diesen Themen sollen Jugendliche in interkulturellem, buntem Denken gestärkt werden. Fake News sollen hinterfragt und Methoden zu Aufdeckung erlernt werden, um gewappnet und aufgeklärt zu sein, wenn es darauf ankommt.
Immer auf Augenhöhe, ohne Herabwürdigung vorliegender Denkweisen, sondern wertschätzend und verständnisvoll. Es steht also nicht im Mittelpunkt schwarz und weiß, richtig und falsch zu „beschließen“, sondern Hilfestellung zu Erkenntnis zu liefern. Im Fokus steht demnach das Einreißen einer Blase, bevor sie sich schließt und Radikalisierungen ermöglicht bzw. diese soweit voranschreiten, dass der Radikalisierungsprozess kaum noch aufzuhalten ist.

Bei dem Projekt „Ich sehe was, was du nicht siehst!“ möchten wir durch die Arbeit an vier (Kurz-) Stummfilmen die Gedanken, Wünsche, Ängste und Hoffnungen der Schüler*innen zu dem Thema ausdrücken. Ein selbst konzipiert und fertig gestellter Stummfilm kann der Sprachlosigkeit in unserer Gesellschaft entgegenwirken.
Nach theoretischen Einheiten und offenen Gesprächsrunden werden in Gruppen Ideen für den Kurzfilm gesucht. Parallel dazu werden Ideen und Sounds für die Tonspur gesammelt werden. Am zweiten Workshop-Tag steht dann der Dreh und die Fertigstellung des Stummfilms im Mittelpunkt.
Somit wird innerhalb einer Woche mit 4 Klassen gearbeitet werden. Jede Klasse erlebt das Projekt an 6 UE verteilt auf zwei Tage.

Allgemeine Vorbereitungsphase:
Vorbesprechungen mit den Projektbeteiligten
Vertiefung der Inhalte
Vorstellung des Projektes im Begleitausschuss

Vorbereitungsphase Januar – März:
Die Lehrkräfte, die Schulsozialarbeit und das Team der JugendKulturWerkstatt entwickeln gemeinsam die konkrete Vorgehensweise.
Die Aufgaben im Projekt werden verteilt.
Vorstellung des Projektes beim Elternabend.

Hauptphase April – Juli:
Die Klassenstufe wird klassenweise jeweils an zwei intensiven Workshop-Tagen (á 3 UE) am Projekt teilnehmen
Tag I (Klasse I & II):

Kennenlernen, Theoretischer Input, Streitgespräche, Ideensammlung, Medien- und Musikworkshops, Reflexion

Tag II (Klasse III & IV):
Kennenlernen, Theoretischer Input, Streitgespräche, Ideensammlung, Medien- und Musikworkshops, Reflexion

Tag III (Klasse I & II):
Theoretischer Input II, Ideensammlung II, Medien- und Musikworkshops, Fertigstellung, Reflexion

Tag IV (Klasse III & IV):
Theoretischer Input II, Ideensammlung II, Medien- und Musikworkshops, Fertigstellung, Reflexion

Methoden:
Kompakte Projekttage, Gruppenarbeit, Reflexion, Medien- und Musikworkshops

Nachbereitungsphase im Anschluss an die Präsentation:
Dokumentation der Workshops und der Aufführung in Form von Film, Foto und der Zusammenführung der erschienenen Presseartikel
Reflexion und Ausblick im Hinblick auf die Planung der Nachhaltigkeitsphase

Nachhaltigkeitsphase bis zu den Sommerferien 2022:
Die Thematik wird in den Klassen und regelmäßig im Klassenrat (eingeführt, falls noch nicht vorhanden) aufgegriffen und kann so zu kleinen Projekten führen und im Bewusstsein bleiben, auch in den nachfolgenden Klassenstufen. Zusätzlich werden alle verwendeten Arbeitsmaterialien für den theoretischen und praktischen Teil des Projektes den Lehrkräften zur Verfügung stehen.

Gender Mainstreaming:
Anliegen und Erfahrungen von Mädchen ebenso wie die von Jungen werden in die Planung, Durchführung, Überwachung und Auswertung des Projektes einbezogen.

Diversity:
Wird als Menschenrechtsansatz, der vielfältige, komplexe Lebenslagen und Erfahrungen anerkennt und auf gleiche Teilhabechancen und Rechte abzielt beachtet.

Inklusiver Ansatz:
Ist Voraussetzung für Diversity Mainstreaming, welches jedem Menschen die Möglichkeit geben soll, sich an allen relevanten gesellschaftlichen Prozessen zu beteiligen – und zwar unabhängig von individuellen Fähigkeiten, kultureller, ethnischer, wie sozialer Herkunft, Religion, Geschlecht oder Alter.

Für unser Projekt bedeutet dies, dass die Entwicklung, Organisation, Implementierung und Evaluierung von Entscheidungsprozessen, Beteiligungsformen und Maßnahmen so betrieben werden, dass in jedem Bereich und auf allen Ebenen die Ausgangsbedingungen und deren Auswirkungen für jede und jeden Einzelnen berücksichtigt werden.