3. Dezember 2024

InsideOut – X-Games

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Die Bekämpfung von Rechtsextremismus und Rassismus ist eine gesamtgesellschaftliche Aufgabe von zentraler politischer Bedeutung. Rassismus und Ideologien der Ungleichwertigkeit im Alltag einer Gesellschaft bilden Resonanzräume für solche Bestrebungen und vergiften den Zusammenhalt der offenen, vielfältigen und demokratischen Gesellschaft, was zu einer Schwächung oder Spaltung dieser führen kann, wie auch der Kabinettsausschuss zur Bekämpfung von Rechtsextremismus und Rassismus der Bundesregierung beschreibt.
Auch heute, im Jahr 2020 ist die Aufklärung, Prävention und Bekämpfung dieser Tendenzen unentbehrlich. Wir als Berufsbildende Schule sehen uns in der Verantwortung, Jugendliche und junge Erwachsene zu sensibilisieren und aufzuklären, wie Mechanismen zu Radikalisierung, Extremismus und Gruppenbezogener Menschenfeindlichkeit funktionieren, dies gemeinsam zu reflektieren und unsere Schüler*innen dadurch in ihrer Resilienz zu festigen, demokratische Werte zu leben und durch die eigene Überzeugung zu verteidigen.

Der geplante Projektpartner INSIDE OUT entwickelt Programme und Workshops zur politischen Bildung und Prävention von Extremismus, Radikalisierung und Gruppenbezogener Menschenfeindlichkeit.
Um dies nachhaltig und ganzheitlich zu leisten, verbindet INSIDE OUT Praxis und Forschung mit künstlerischen Methoden, die einen Perspektivwechsel bei den Teilnehmenden provozieren. 
Wir als BBS Rodalben haben uns aus dem Angebot von INSIDE OUT das Projekt „X-Games“ ausgewählt, das Jugendliche unmerklich mit Methoden, Argumenten und Denkweisen von extremistischen Gruppen konfrontiert und sie zu moralisch bedenklichen Handlungen im Spiel bewegen versucht.
Gerade die spielerische Herangehensweise in Kombination mit der Durchführung in der Schule erscheint uns besonders reizvoll, denn die Schülerinnen begeben in einem vertrauten und vertrauensvollen Rahmen über partizipative Stationen hinweg immer tiefer in ein extremistisches System, aus dem zunächst kein Ausweg erscheint. Im Anschluss an das Spiel durchlaufen die Teilnehmenden zusammen mit den Spielleiterinnen eine Nachbereitungsphase, die an das eigene Erleben und Empfinden anschließt. In dieser Reflexion werden die erlebten extremistischen Methoden dekonstruiert und damit für alle, unabhängig von individuellen Wissensbeständen, greifbar gemacht. Zudem werden den Teilnehmer*innen schlussendlich Erkennungs- und Widerstandskompetenzen zu extremistischen Systemen an die Hand gegeben.

Bei der Auswahl der Teilnehmergruppen wurde darauf geachtet, dass das Projekt thematisch Teil des Lehrplans oder bereits im Unterricht der Lerngruppe aufgekommen ist:
Höhere Berufsfachschule Wirtschaft: Die Lernenden haben verschiedene kulturelle Hintergründe, die bereits zu rassistischen Aussagen geführt haben. Bei gemeinsamen Gesprächen fiel dabei auf, dass die Diskriminierungen auf einer wiedergegebenen Meinung gründen. Deren Hintergründe wurden von den betreffenden Schülerninnen oft selbst nicht verstanden, sondern nur von Familienmitgliedern, Freunden oder aus sozialen Netzwerken imitiert. Zudem ist in dieser Klasse ein Schüler mit einer Autismus-Spektrum-Störung, welche dazu führt, dass ihm das Empfinden von Empathie, sowie das Verständnis von Ironie und Manipulation sehr schwer fällt. Eine gezielte Sensibilisierung durch das Projekt würde genau zu seinem Therapieansatz passen, bei dem es darum geht, ihn zu einem mündigen Mitglied der Gesellschaft zu machen. Fachschule Sozialwesen: Die Schülerinnen erlernen den Beruf desder Erziehersin, womit sie nach Abschluss ihrer Ausbildung selbst einem pädagogischen Bildungsauftrag nachgehen. Dieses Projekt bietet ihnen einen Ausblick, wie man insbesondere mit Kindern und Jugendlichen schwierige Themen angehen kann, die dies nicht in ihrem Elternhaus erlernen können. Gleichzeitig werden die angehenden Erzieherinnen sensibilisiert, wie schnell eine Beeinflussung der Gedanken und Meinung stattfinden kann, was wichtig für ihr eigenes pädagogisches Handeln, aber auch für die Zusammenarbeit mit den Erziehungsberechtigten ihrer zukünftigen Schützlinge ist. Ähnlich verhält es sich in der Berufsoberschule 2, Fachrichtung Gesundheit und Soziales. Die Schülerinnen weisen den Abschluss der Fachhochschulreife in der Fachrichtung Sozialassistenz auf und interessieren sich in besonderem Maße für pädagogisch-psychologische Themen. Unterschwellige Manipulation und Beeinflussung zu erkennen und zu entlarven wird für die Teilnehmenden eine gelungene Ergänzung zu ihrem Verständnis über psychologische Zusammenhänge darstellen und sie selbst dafür sensibleren, wie solche Mechanismen funktionieren, wodurch sie in ihrer Resilienz und Widerstandsfähigkeit weiter gestärkt werden.

Die Berufsfachschule 2, Fachrichtung Wirtschaft und Technik, führt zum Qualifizierten Sekundarabschluss I (Mittlerer Schulabschluss) und verbindet berufsübergreifende Lerninhalte mit berufsbezogenen Projekten aus den einzelnen Fachrichtungen. Ziel des Bildungsganges ist die Förderung der Handlungskompetenz der Schülerinnen durch Erfahrungs- und Lernsituationen, die den individuellen Lernprozess unterstützen, auf beruflicher und persönlicher Ebene. Die Lerngruppe ist als äußerst heterogen zu bezeichnen und dementsprechend wird die Urteilsfähigkeit und Hilfestellung zum Erlangen einer demokratischen Mündigkeit stetig angestrebt. Es kam in der Vergangenheit bereits zu Gesprächsanlässen hinsichtlich der Themen Rassismus, Benachteiligung, Gleichberechtigung und –behandlung, Verantwortung und Mitgefühl und es wurde deutlich, dass einige Jugendliche Meinungen entwickelt haben, die einem demokratischen Verständnis in Teilen widersprechen. Bei der Aufarbeitung dieser Haltungen wurde zum einen deutlich, dass es den Schülerinnen oftmals an faktischem Hintergrundwissen fehlt und zum anderen Meinungen oft unreflektiert übernommen und wiedergegeben werden, auf die sie in ihrem privaten Umfeld, online oder offline, treffen.
Die Umsetzung von Gender Mainstreaming, Diversity Mainstreaming und Inklusion ist im Hinblick auf die jeweiligen Klassen dargestellt. Es wird durchgehend auf die Schaffung verschiendenster Zugänge und die Einbindung aller geachtet.